Im Februar 2016 stellten 38 Weingüter ihre Weine bei der Crus Bourgeois du Médoc in München vor. Aus den Appelationen Haut-Médoc, Médoc, Margaux, Moulis, Saint-Estèphe und Listrac-Médoc konnten im Lenbachpalais die Jahrgänge 2012 und 2013 der Aussteller verkostet werden. Die erwartete grobe Stilrichtung der Weine war klar: volumige Rotweine mit dunkler Farbe, tanninreich, mit deutlichem Holzaroma und mal mehr, mal weniger fruchtbetont.
Was dann im Glas vorgestellt und probiert werden konnte, entsprach voll der Erwartung. Auch wenn die Richtung erwartungsgemäß eingehalten wurde, so trug die Umsetzung dann doch eindeutig die Handschrift des jeweiligen Weiguts und dessen Kellermeisters.
Es war interessant zu schmecken, wie jedes Chateau seine Philosophie in einen Crus Bourgois zum Ausdruck bringt. Es beginnt schon im Weinberg, mit der doch sehr unterschiedlichen Rebbepflanzung. Hat das eine Weingut 70 % Cabernet Sauvigon und 30 % Merlot angepflanzt, so hat ein anderes dieses Verhältnis genau umgekehrt zugunsten des Merlots. Einige ergänzen ihr Cuvée noch mit den Rebsorten Malbec, Petit Verdot und/ oder Cabernet Frank. Bei den Weinen von 2012 und 2013 mit hohem Anteil von Cabernet Sauvignon (> 55 %) konnte man deutlich die sortentypische höhere Säure des Cabernet Sauvignon gegenüber der eher Merlot-lastigen Cuvées schmecken, auch waren sie tanninbetonter. 2013 war insgesamt noch sehr jugendlich, oft noch etwas kantig.
Was im Weinberg bereits mit der Rebsorten-Mischung begonnen hat, so setzt sich der eigene Stil und Charakter der Weine eines Chateaus im Keller durch die Art des Ausbaus und der Lagerung fort. Erfolgt bei einem die alkoholische Gärung thermo-reguliert im Edelstahltank, erfolgt sie bei einem anderen in Betontanks oder in Holz. Zum Teil erfolgt zuvor eine kalte Mazernierung der Trauben, um möglichst viel Farb- und Gerbstoffe aus den Traubenschalen herauszulösen. Die anschließende Lagerung in Eichenfässern vervollständigt die Kellerarbeit. Auch hier hat jedes Weingut unterschiedliche Ansätze wie lange ihr Wein im Fass verbringt. 12 bis 14, aber auch bis zu 18 Monate, reift der Wein in Eichenfässern, wobei auch hier der Anteil an neuen Barrique-Fässern unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Macht der eine Winzer keine Angaben zum Anteil an neuen Fässern, so lagert ein anderer seine Weine in 40 % neuen Fässern und den restlichen Wein in 1-Jahr alten Fässern. Dass diese Weine sehr ausgeprägte Holzaromen besitzen, war deutlich riech- und schmeckbar.
Auch beim direkten Vergleich von 2012 und 2013 gab es deutliche Unterscheide beim selben Weingut. Wein ist und bleibt eben ein Naturprodukt und die sehr schwierigen Wetterverhältnise des Jahres 2013 schlugen sich deutlich im Weine nieder. Die Winzer haben es trotzdem geschafft sehr ansprechende Wein herzustellen, die schöne Begleiter eines Abends/ eines Essens werden können.
Weine der „Crus Bourgeois du Médoc“ bezeichnen eine Kategorie qualitätsorientierter Weingüter im Bordeaux, genauer gesagt im Médoc. Das Médoc liegt nördlich der Stadt Bordeaux auf der linken Seite der Garonne. Cru Bourgeois heißt wörtlich „Bürgerliches Gewächs“ und war ursprünglich die Bezeichnung für alle höherwärtigen Gewächse des Bordeauxs. Nachdem im Jahr 1855 anlässlich der Pariser Weltausstellung die Kategorie „Grand Crus Classés“ als Spitzenklasse vergeben wurde, wurde als zweite Klasse die „Crus Bourgeois“ benannt. Die Beizeichnung/ Klassifizierung Cru Bourgeois wird im Bordeau an das Weingut – das Château verliehen.