Auf dieser Seite werden alle Brot Rezepte mit Roggensauerteig angezeigt. Wer mit einer anderen Sauerteigsorte backen möchte, kann auch unter Weizensauerteig, Dinkelsauerteig und Lievito Madre direkt suchen oder schaut bei der Übersicht alle Sauerteigbrot Rezepte. Bei den meisten Rezepten kann man die Sauerteigsorte beim Anstellgut ohne weiteres austauschen. Es lohnt sich auch dort nach Rezeptideen zu suchen!
Der Beitrag enthält Rezepte sowie etwas Hintergrundwissen und Informationen:
0. Inhalt:
1. Roggensauerteig Rezepte – Roggensauerteigbrot
2. Was ist Roggensauerteig?
2.1 Einen Roggensauerteig selber ziehen
2.2 Sauerteigextrakt – keine echte Alternative
2.3 Reinzuchtsauerteig
3. Prinzip backen mit Roggensauerteig – Aufbau der Rezepte
3.1 Anstellgut (ASG) vom Roggensauerteig
3.2 Gärzeiten – Gehzeiten
3.3 Flüssigkeitsmenge im Brot – Teigausbeute TA
4. Warum mit Roggensauerteig backen?
4.1 Geschmack
4.2 Roggensauerteig macht Roggen bekömmlicher
4.3 Sauerteig lässt den Teig aufgehen
4.4 Roggenbrot mit Hefe ohne Sauerteig
1. Roggensauerteig Rezepte – Roggensauerteigbrot
2. Was ist Roggensauerteig?
Roggensauerteig ist ein Sauerteig, der mit Roggenmehl geführt wird. Ich setzte ihn immer dann ein, wenn Roggenmehl im Spiel ist. Roggen wird bekömmlicher, wenn er fermentiert, also versäuert wird.
Backen mit Roggensauerteig ist im Prinzip ganz einfach und wird in traditionellen Brotrezepten seit vielen tausend Jahren in ganz Europa eingesetzt. Früher war Sauerteig oft die einzige Möglichkeit einen Teig aufgehen zu lassen und das spätere Brot locker zu bekommen. Mit der Zeit haben sich hier im Blog viele Rezepte für Brot mit Sauerteig angesammelt. Aktuell sind es über 35 Brotrezepte, die mit Roggensauerteig gebacken werden.
2.1 Einen Roggensauerteig selber ziehen
Meinen Roggensauerteig habe ich vor bald 10 Jahren selber gezogen. Das geht auch sehr einfach und ist mit normalem Mehl aus dem Supermarkt möglich. Lediglich etwas Geduld benötigt man, da es drei bis sieben Tage dauert bis eine Spontanversäuerung stattfindet und Sauerteigkulturen entstehen.
Für das Ansetzen benötigt man 100 g Roggenmehl (z.B. Typ 1150) und 100 g Wasser (lauwarm), mischt es und lässt es bei Raumtemperatur stehen. Nach 12 Stunden rührt man die Mischung um. Nach 24 Stunden fügt man weitere 100 g Roggenmehl und 100 g Wasser hinzu, mischt es und lässt es stehen. Das wiederholt sich die nächsten drei bis 7 Tage. Bei mir war erst nach 7 Tagen eindeutig ein gesunder Sauerteig entstanden.
(Demnächst ausführlich: –> Einen Roggensauerteig herstellen / selber ziehen)
Wer keinen eigenen Sauerteig züchten möchte kann alternativ sich vom Bäcker etwas kaufen oder von bereits länger backenden Freunden / Bekannten den Starter schenken lassen.
2.2 Sauerteigextrakt – keine echte Alternative
Sauerteigextrakte aus dem Supermarkt sind in der Regel keine aktiven Kulturen sondern inaktive Geschmacksgeber. Um mit ihnen zu backen benötigt man immer zusätzliche Hefe, damit der Teig aufgeht. Bei meinen Rezepten wird immer richtiger Sauerteig verwendet.
2.3 Reinzuchtsauerteig
Einige wenige Onlinehändler oder Bäckereibedarf bieten echten Sauerteig und Reinzuchtsauerteige an. Mit diesen kann man meine Rezepte uneingeschränkt nachbacken.
3. Prinzip backen mit Roggensauerteig – Aufbau der Rezepte
Die Rezepte für Sauerteigbrote sind in der Regel folgendermaßen aufgebaut:
- Roggensauerteig ansetzen (und ggf. weiter Vorteige)
- Hauptteig kneten
- 1. Gare: Stockgare
- Formen
- 2. Gare: Stückgare
- Backen
3.1 Anstellgut (ASG) vom Roggensauerteig
Meinen Roggensauerteig frische ich vor dem Backen auf, damit er aktiv und triebstark ist und einen mild-fruchtigen Geschmack hat. Meistens mache ich das am Tag vor dem Backen oder bis zu zwei / drei Tagen vorher. Meinen Sauerteig führe ich in einem Marmeladenglas als flüssigen Roggensauerteig mit TA 200, also gleich viel Wasser und Mehl. Wenn ich ihn auffrische dann mische ich einen Teelöffel alten Sauerteig mit 30 g Roggenmehl und 30 g Wasser und lasse diesen dann durchfermentieren. Sobald er reif ist, nehme ich davon etwas ab und stelle den Sauerteig für das Rezept her. Der Rest kommt in den Kühlschrank. (Bald: Roggensauerteig auffrischen)
3.2. Gärzeiten – Gehzeiten
Die in den Rezepten angegebenen Gehzeiten sind unter normalen Bedingungen in einer Küche ermittelt worden. Wobei ich aktuell weder die genaue Küchenzimmertemperatur oder die Teigtemperatur gemessen. Die Gehzeiten können am jeweiligen konkreten Backtag abweichen, da Gärzeiten von der tatsächlich vorhandenen Teigtemperatur, der Sauerteigaktivität und der Küchentemperatur abhängen. Es empfiehlt sich nicht stur die angegebenen Zeiten einzuhalten sondern entsprechend der tatsächlichen Volumenvergrößerung des Teiges anzupassen.
3.3 Flüssigkeitsmenge im Brot – Teigausbeute TA
Im Rezept wird die Teigausbeute angegeben. Sie gibt das Verhältnis von Flüssigkeit und Mehl im Rezept an. Wodurch man mit etwas Erfahrung Rückschlüsse zur Teigverarbeitung und späterer Lagerungsfähigkeit herauslesen kann.
TA berechnet man (vereinfacht) mit: TA = (Gesamtflüssigkeit + Gesamtmehl) / Gesamtmehl x 100
Eine niedrige TA hat in der Regel einen festen, dafür weniger klebrigen Teig zur Folge. Die Frischhaltung ist geringer, als bei höherer TA. Eine hohe TA bewirkt meistens klebrige und nicht so gut verarbeitbare Teige. Die Frischhaltung wird mit höherer TA tendenziell besser. Vollkornbrote benötigen mehr Wasser als Typenmehle des gleichen Getreides. Roggenteige kleben immer stark. Weizenteige mehr oder weniger, je nach Weizenart, Wassermenge, etc. Es empfiehlt sich besonders bei Teigen mit hoher Flüssigkeitsmenge, dass man am Anfang bis zu 5 bis 10 % der Wassermenge zurückbehält um dann nach und nach so viel einzuarbeiten, wie der Teig aufnehmen kann. Weiteres über TA auch im Glossar.
Der Name des Brotes gibt oft einen Anhaltspunkt, wie die Zusammensetzung der Mehlsorten sein kann. Z.B. Roggenbrot, Roggenmischbrot, Weizenmischbrot, Weizenbrot, Brote mit Dinkel, Brote mit Urkorn / Emmer
4. Warum mit Roggensauerteig backen?
4.1 Geschmack
Der wichtigste Grund für Backen mit Roggensauerteig ist der Geschmack. Gerade Roggenbrote schmecken fad, wenn sie keinen Säurebegleiter haben. Theoretisch kann man Broten auch mit Essig oder Buttermilch einen säuerlichen Geschmack verleihen. Der Geschmack wird dennoch anders. Roggensauerteig schmeckt wesentlich vielfältiger und kann je nach Führung und Rezeptur unterschiedliche Geschmacksnuancen entwickeln.
4.2 Roggensauerteig macht Roggen bekömmlicher
Roggen enthält – wie jedes Getreidekorn – Phytinsäure. Es ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der der Pflanze u.a. als Phosphorspeicher dient. 100 g Roggen enthalten ca. 970 mg Phytinsäure (Vergleich: 100 g Weizen ca. 906 mg Phytinsäure). Phytinäure ist für den menschlichen Körper unbekömmlich und verhindert, dass wichtige Mineralstoffe wie Calcium, Eisen oder Zink aufgenommen werden. Sauerteig baut diesen Stoff während des Reifeprozesse auf natürliche Weise ab. Die traditionelle Brotzubereitung mit Sauerteig hilft demnach, dass die wertvollen Mineralstoffe vom Körper aufgenommen werden könne.
Aus diesem Grund backe ich fast alle Brote und Brötchen mit mehr als 20 % Roggenmehlanteil mit Sauerteig. Lediglich bei Brötchen mache ich eine Ausnahme und verzichte manchmal auf den Sauerteig.
4.3 Sauerteig lässt den Teig aufgehen
Beim Backen mit Sauerteig möchte man die positiven Eigenschaften der Mikroorganismen im Sauerteig nutzen. Milchsäure- und Essigsäurebakterien und Sauerteig-Hefen fermentieren den Teig und produzieren dabei Gärgase, die den Teig lockern und aufgehen lassen. Mit der richtigen Rezeptur und einem aktiven Sauerteig kann daher auf zusätzlicher (Bio- und Industrie-) Hefe verzichtet werden.
4.4 Roggenbrot mit Hefe ohne Sauerteig
Vor gerade einmal 25 bis 50 Jahren war es nahezu nicht möglich, dass Roggenbrote nur mit Hefe aufgingen. Die Roggenqualitäten waren früher schlechter und die Versäuerung war notwendig um die starke stärkeabbauende Enzymatik zu bremsen. Durch neue Sorten, intensivere landwirtschaftliche Düngung und wärmeres Klima sind die Fallzahlen im Roggen wesentlich höher, was das Backergebnis wesentlich beeinflusst. Ein Roggenbrot mit Hefe geht also inzwischen auf.