Ein Jurançon sec ist ein ganz außergewöhnlicher Wein. Denn er ist anders. Zumindest anders, wie alle Weine, die ich vor diesem Wein probiert habe. Und wenn ich an Jurançon denke, dann denke ich auch immer daran wo er herkommt und zu welchen Gelegenheiten und Gerichten dieser Wein getrunken wird.
Bald acht Jahre ist es her, dass ich das erste Mal mit Jurançon sec und Jurançon moelleux in Kontakt kam. Auf einer Reise im Südwesten von Frankreich wo ich mit meinem Mann Natur und Städte entlang der Pyrenäen erkundete. Naturwunder wie den Cirque de Gavarnie und Cirque de Troumouse lösten grandiose Baudenkmäler in Albi, Toulouse, Carcasonne und Pau ab. Ein interessanter Ort war der Wallfahrtsort Lourdes. Als Küstenorte waren Bayonne und der Badeort Saint-Jean-de-Luz eine Reise wert.
Den Jurançon moelleux probierte ich erstmalig bei einem Stadtfest in Pau. Ganz Pau war geschmückt mit gelb-roten Fahnen. Einige Musikbühnen waren aufgebaut und in den Straßen wurde Musik gespielt. Die ganze Stadt war voll Menschen. In einem Zelt ließen wir uns nieder und kamen schnell mit den Banknachbarn – Einheimische – ins Gespräch. Für sie war es ganz wichtig, dass wir alle regionale Spezialitäten versuchen sollten. Den Juracon, die Schnecken, den berühmten Schafskäse, Wurst und Schinken. Das Huhn baskisch und noch so vieles mehr. 😉 Der Wein wurde in kleinen Wassergläsern ausgeschenkt. Richtig schmecken kann man in so einem Glas keinen Wein, aber so ist das eben auf regionalen Festen oftmals. Zuerst hatten wir einen süßen Jurançon bestellt. Nachdem wir aber eher die pikanten Gerichte probierten, passte er nicht so recht, so dass wir auf Rotwein umgestiegen sind.
Die Verkostung des Jurançon sec sollte dann zwei Tage später in Saint-Jean-de-Luz nachgeholt werden. In dem Badeort mit schönem historischen Hafen wollten wir mit Blick auf den Hafen abends gut essen. Die Wahl fiel auf ein Restaurant mit viel Fisch und Meeresfrüchten auf Nebentischen und Speisenkarte. Wir wählten die Dorade baskisch und dazu den von den Pau-Franzosen so angepriesenen Jurançon sec.
Und ja er war etwas besonderes. Im ersten Moment war er so anders, dass wir uns fragten, ob er uns überhaupt schmeckt. Wonach er schmeckt, und warum wir ein ganzes Glas brauchten um uns auf den Wein einzulassen. Heut würde ich sagen, dass der Wein sein Terroir perfekt wiedergespiegelt. Vom Stil her ist er ein typischer Franzose, der den Boden und das Kleinklima wiederspiegeln soll – und nicht einfach nur vergorener Traubensaft ist, der nach Früchten aller Art scheckt. Und so präsentierte sich damals ein spritziger Jurançon sec mit einer üppigen Komplexität und einer ungehäuren Frische mit unheimlich starker Mineralität. Das war damals für mich einfach neu, einfach überraschend anders.
Für die Weinrallye #97 Vins du Sud habe ich für Stefan Schwytz vom Blog BACcantus einen Jurançon sec aus dem Keller geholt und verkostet.
Wein: Jurançon sec 2011 Chateau Jolys
Der Wein hat eine mittelkräftige goldgelbe Farbe mit grünen Reflexen. Er riecht kräftig frisch. Anfangs stark mineralisch, kaum Frucht, dann entwickeln sich Zitrusfrüchte, besonders Limette bei mittlerer Intensität. Dann ganz langsam beginnen weitere frische Früchte zusammen mit ganz leichten Holz- und floralen Noten dazuzustoßen.
Im Geschmack ist er trocken und hat eine frische spritzige Säure bei mittlerem Körper. Der erste Eindruck ist stark minerlisch bei nur wenig Frucht. Dann beginnen wieder Zitrusfrüchte – besonders Pampelmuse – vorzukommen. Süßliches Trockenobst kommt hinzu. Der Abgang ist lang und wieder stark mineralisch, der an die Bitterkeit der Pampelmuse erinnert.
Bewertung: Der vorgestellte Jurançon 2011 des Cateau Jolys ist ein ansprechender Wein von ordentlicher Qualität zu einem günstigen Preis. Gekauft wurde er in einem Leclerc im Elsass für etwa 7 € die Flasche, die auch seiner Qualität entspricht.
Empfehlung zu: Ideal ist der Wein zu Fisch und Meeresfrüchten sowie zu hellem Fleisch. Er passt auch gut zu allen Gerichten der typisch baskischen Küche mit kräftigem Schafskäse, Wurst und Schinken.
Das Weinbaugebiet Jurançon
Das Weinanbaugebit Jurançon liegt etwa 10 km ssüdlich der französisch-baskischen Stadt Pau im Department Pyrénées-Atlantique. Es ist etwa 110 km von der Atlantikküste entfernt und etwa 50 km nördlich der Pyrenäen. Die Weinberge sind in der Regel nach Süden und Südwesten ausgerichtete Hänge mit steinigen sandigen, tonhaltigen Böden, die über Kalk stehen.
Die Rebsorten, aus denen Jurançon moelleux und sec gewonnen wird sind die regionales Rebsorten Gros Manseng, Petit Courbu und Petit Manseng. Je nach Bestockung des Winzers werden Reinsortige oder Cuvéeweine hergestellt. Trockene Weine werden eher jung im Alter von 2 bis 4 Jahren getrunken, die Süßweine können je nach Qualität zwischen 5 und 20 Jahren gelagert werden. Von der Farbe ist er oft Strohgelb mit grünen Reflexen, Bouquet oft in Richtung Pfirsich, Pampelmuse und weisse Blumen. Im Geschmack finden sich oft Melone und Zitrusfrüchte mit frischer Säure und schöne Länge.
In Jurançon wird schon seit Jahrhunderten Wein angebaut. Bereits im 17. Jahrhunder klassifiziert das Parlament von Navarra die Lagen wegen der besonderen Güte. 1936 was das Gebiet südlich von Pau dann Anwärter auf die Appellation d’Origine Controllée, die kontrollierte Ursprungsbezeichnung und höchste französische Weinkategorie und erhohlt diese für den Süßwein Moelleux. Mit der Appellation wurde allerdings auch eine bestimmte Überreife der Trauben gefordert, die nicht in jedem Jahr bei allen Rebsorten erreicht werden konnte. Denn der Föhn spielt während der Reife eine besondere Rolle und die Sorten Gros Manseng und Petit Mansien sind spätreifend und erst von Mitte Oktober bis weit in den November gelesen umd die Spät- und Trockenbeerenqualität zu erreichen. Die Sorte Petit Manseng liefert eher niedrigere Erträge, dafür diese aber in überzeugenden Süßwerten. Ausgerechnet die ertragsreicheren Sorten Gros Manseng und Courbu, erreichten nicht immer die Spätlesequalität. Damit auch in normalen und mäßigen Jahren gute Weine hergestellt werden, wurde die trockene Variante der Sec anerkannt. Durch die Zweigleisigkeit, steigerte sich sofort die Qualität des Moelleux und der Sec wurde ein gefragter, weil interessanter Weißwein in Frankreich.
Die Weinrallye ist ein Blogevent, das jeden Monat einmal stattfindet (in der Regel am letzten Freitag im Monat). Einer der teilnehmenden Blogs übernimmt die Führung, bestimmt das Thema, lädt ein, verlinkt die Beiträge und erstellt eine Zusammenfassung. Sinn und Zweck einer Weinrallye ist einzig und alleine der Spass und die Motivation, schöne Themen aufzuarbeiten.
Diese Weinrallye wird durchgeführt von Stefan Schwytz vom Blog BACcantus.
Die Organisation und Kommentierung der Weinrallye erfolgt auf der Facebook-Gruppe weinrallye.
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